S8 Cannabinoide

Definition

Cannabinoide sind natürliche Substanzen, die aus indischem Hanf (Cannabis sativa) gewonnen werden, sowie synthetische Analoga (künstlich hergestellte, ähnliche Substanzen). Die wirksamste Substanz ist das Tetrahydrocannabinol (THC).

Cannabinoide haben eine entspannende und leicht euphorisierende Wirkung. Cannabis wird nur selten zur Leistungssteigerung eingenommen, doch führt der Missbrauch ausserhalb des Sports zu vielen positiven Dopingproben.

Cannabis ist in allen Sportarten im Wettkampf verboten. Zum einen, weil es einerseits als beruhigendes und leicht enthemmendes Mittel in manchen Sportarten die Leistung indirekt beeinflussen, anderseits aber auch die Sicherheit gefährden kann.

Wirkung von Cannabinoiden

Cannabinoide wirken vorrangig über Cannabinoid-Rezeptoren vom Typ 1. Der Cannabinoid-Rezeptor 1 (kurz: CB1) findet sich vorwiegend auf den Nervenzellen des Zentralnervensystems. Die Hirnregionen, in denen der CB1-Rezeptor hauptsächlich vorkommt, spielen eine wichtige Rolle bei Gedächtnis (Hippokampus und Kleinhirn) sowie Bewegungsregulation (Basalganglien und Kleinhirn).

Cannabinoide reduzieren die Erregbarkeit des Gehirns und aktivieren sein dopaminerges Belohnungssystem, d. h. die Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin wird angeregt, welcher im Gehirn zu angenehmen Gefühlen der Selbstbestätigung und des Wohlbefindens führt (High-Gefühl).

Cannabinoide wirken vorrangig auf das Gehirn.

Sie docken an Cannabinoid-Rezeptoren an den präsynaptischen Endköpfchen der Nervenzellen an und beeinflussen Ionenkanäle, intrazelluläre Signalwege und reduzieren die Transmitterfreisetzung an der betroffenen Synapse. Auf diese Weise reduzieren sie die Erregbarkeit des Gehirns. Das hat eine entspannende, schmerzlindernde, häufig auch demotivierende Wirkung. Das dopaminerge Belohnungssystem des Gehirns wird aktiviert.

⬆ Glücksgefühl

⬆ Entspannung

⬆ Schmerzlinderung

⬇ Motivation

Nebenwirkungen und Folgen des Missbrauchs von Cannabinoiden

Cannabinoide wirken vorrangig auf das Gehirn und können sehr vielfältige Nebenwirkungen auslösen. Kurzfristig führen sie zu einer geringeren körperlichen Leistungsbereitschaft, zudem beeinträchtigen sie die Wahrnehmung und das Kurzzeitgedächtnis. Bei hohen Dosen kann es zu psychotischen Anfällen, Unruhe, Angst, Panikreaktionen und Verwirrtheit kommen. Dauerhafter Konsum kann zu Aufmerksamkeitsdefiziten, Gedächtnisverlust und einer geringeren Lernfähigkeit, sowie zu Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur und nicht zuletzt zu psychischer Abhängigkeit führen.

Betroffene Sportarten

Cannabinoide können die Spannung und Erregung vor dem Wettkampf dämpfen und die Risikobereitschaft erhöhen, was unter gewissen Umständen leistungssteigernd sein kann. In den meisten Sportarten überwiegen jedoch die unerwünschten, leistungshemmenden Wirkungen wie eine langsamere Reaktionsfähigkeit, eine schlechtere Koordination und eine verringerte körperliche Leistungsbereitschaft. Der Missbrauch von Cannabinoiden findet zumeist ausserhalb und unabhängig vom Sport statt, daher gibt es Dopingfälle in den unterschiedlichsten Sportarten. Gehäuft treten sie in Mannschaftssportarten (Profi- bis Amateurligen) auf.