S6 Stimulanzien

Definition

Stimulanzien (Aufputschmittel) rufen eine erhöhte körperliche und geistige Aktivität hervor. Sie verhindern das Gefühl von Müdigkeit, steigern die Leistungsfähigkeit und heben die Stimmung. Die Gefahr der Abhängigkeit ist hoch. Zu den Stimulanzien gehören auch illegale Drogen wie Kokain und Ecstasy. Stimulanzien sind im Wettkampf verboten.

Wirkung von Stimulanzien

Die chemische Struktur von typischen Stimulanzien wie Amfetamin oder Ephedrin ist ähnlich wie diejenige der körpereigenen Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin, die im Nebennierenmark gebildet werden. Sie haben deshalb auch eine ähnliche Wirkung auf den Organismus. Durch Erhöhung, Beschleunigung oder Verbesserung der Nervenaktivität stimulieren und imitieren sie den Sympathikus, welcher seinerseits Blutgefässe und Drüsen steuert.

Dadurch werden die Konzentrationsfähigkeit und die Aufmerksamkeit verbessert, das Selbstvertrauen gesteigert und die Ermüdung unterdrückt. Stimulanzien versetzen den Körper zudem in die Lage, eine höhere Leistung zu vollbringen, indem sie die Bronchien erweitern (verbesserte Sauerstoffaufnahme) und die Herzkraft sowie die Herzfrequenz erhöhen (verbesserter Sauerstofftransport).

Verabreichte Stimulanzien wirken vorrangig auf das vegetative Nervensystem. Sie stimulieren und imitieren den Sympathikus, erhöhen dadurch die Aufmerksamkeit, den allgemeinen Energieumsatz und bewirken eine Verzögerung der Ermüdung. Sie steigern die Körpertemperatur, die Herzfrequenz und den Blutdruck und führen zu einer Hochstimmung (Euphorie).

⬆ Sympathikusaktivität

⬆ Stimmung

Nebenwirkungen und Folgen des Missbrauchs von Stimulanzien

Nervensystem und Gehirn

Stimulanzien wirken auf das Nervensystem. Sie führen dem Körper keine Energie zu, sondern regen lediglich die Energiebereitstellung an. Die Körpertemperatur steigt stark an, Hunger- und Durstgefühl werden unterdrückt, was zu einem starken Flüssigkeitsverlust führt.

Die aufputschende Wirkung von Stimulanzien kann sich bei hoher Dosierung rasch in Unruhe, Übererregtheit und Aggressivität äussern. Auch anhaltende Schlafstörungen sowie akute Halluzinationen, Angstzustände, Wahnvorstellungen und Depressionen sind mögliche Folgen. Das Suchtpotential ist sehr hoch!

Dadurch, dass Stimulanzien das Erschöpfungsgefühl unterdrücken, mobilisiert der Körper auch autonom geschützte Reserven, was zu völliger Erschöpfung und im Extremfall zum Tod führen kann.

Herz-Kreislaufsystem und Atmung

Stimulanzien belasten vor allem das Herz-Kreislaufsystem. Durch die Verengung der Blutgefässe steigen der Blutdruck und die Körpertemperatur an. Dies ist lebensbedrohlich und kann zu einem Herzinfarkt führen.

Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle und Kreislaufkollaps können ebenfalls Folgen der Einnahme von Stimulanzien sein. Besonders im Zusammenhang mit sportlicher Betätigung kann es zu lebensgefährlicher Atemlähmung kommen.

Betroffene Sportarten

Stimulanzien werden insbesondere im Wettkampf eingesetzt, da sie die Konzentration erhöhen, Müdigkeit unterdrücken und es ermöglichen, die autonom geschützten Reserven zu mobilisieren. D.h. jene Energiereserven, die der Körper für den Notfall gesondert schützt, vor allem um lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Gehirn und das Herz-Kreislauf-System aufrechtzuerhalten.

Ihre grösste Verbreitung finden Stimulanzien in Ausdauer- und Schnellkraftsportarten. Aber auch in Kampfsportarten wie Boxen werden sie oftmals eingesetzt.

Obwohl Stimulanzien leicht nachweisbar sind, werden sie weiterhin zur Leistungssteigerung missbraucht. Sie sind - nach Anabolika - die von den Anti-Doping-Labors weltweit am zweitmeisten nachgewiesenen Substanzen.

Aufgepasst!

Ephedrin und Pseudoephedrin in rezeptfrei erhältlichen Erkältungsmittel

Ephedrin, das in rezeptfreien Grippemedikamenten enthalten ist, ein verbotenes Stimulans. Es wirkt auf die Atemwege; die Bronchien erschlaffen und die Nasenschleimhaut schwillt ab. Sportler müssen solche Medikamente mindestens 48 Stunden vor dem Wettkampf absetzen, um einen positiven Test auszuschliessen.

Koffein ist nicht verboten

Von 1984 bis 2004 stand Koffein auf der Dopingliste des IOC, resp. der WADA. Da die Verträglichkeit und der Abbau von Koffein im menschlichen Körper jedoch individuell sehr unterschiedlich verläuft und seine aufputschende Wirkung verglichen mit anderen Stimulanzien schwach ist, wurde Koffein 2004 wieder aus der Dopingliste gestrichen.

Kokain

In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu positiven Dopingtests auf Kokain. 2012 gehörte Kokain, nach Methylhexanamin, zu den in Dopingkontrollen am zweitmeisten nachgewiesenen Stimulanzien. In Sportarten wie Fussball, Skispringen oder Tennis haben namhafte Sportler ihren Kokainkonsum eingestanden. So beispielsweise der ehemalige österreichische Skispringer Andreas Goldberger (einer der erfolgreichsten Skispringer der 90er Jahre) oder der rumänische Fussballspieler Adrian Mutu, der dem FC Chelsea wegen seines Kokainkonsums eine Entschädigung von rund 17 Millionen Euro bezahlen musste. Andere Sportler versuchen nach einem positiven Test auf Kokain mehr oder weniger glaubhaft ihre Unschuld zu beteuern.